Veranstaltung: | Landesparteitag Schleswig-Holstein September 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 5.2. Landesvielfaltsrat |
Antragsteller*in: | Phoebe Klein |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 09.09.2022, 17:01 |
W-VR3: Phoebe Klein
Bewerbungstext
Liebe Delegierte,
da wir zum ersten Mal einen Landesvielfaltsrat wählen, der die Vielfalt unserer Landespartei repräsentieren soll, möchte ich meinen Teil dazu beitragen.
Ich selbst fühle mich noch als Parteiküken, da ich erst seit April 2022 Mitglied bin. Dafür hatte ich aber die einmalige Gelegenheit gleich in den Wahlkampf um die Landtagswahl zu starten, und das auch noch mit so einer tollen Frau wie Amina.
Anderseits brauche ich dann auch keine lange Aufzählung vortragen, was ich schon alles gemacht habe, da ich bis jetzt nur stellvertretende Beisitzende für den Gemeindewahlausschuss bin.
Aber kommen wir zum Kernpunkt, nämlich der Vielfalt in unserer Partei. Da geht es nicht um einen Aspekt, sondern um Menschen mit ganz individuellen Hintergründen. Vielfalt oder auch Diversität ist kein bloßes Label, was werbewirksam platziert wird, sondern es ist der reale Alltag.
Ich bin eine transgeschlechtliche Frau und mein Alltag sieht sicherlich anders aus als der einer schwarzen Frau oder einer Women of Colour. Mir sieht man meine Transgeschlechtlichkeit nicht auf den ersten Blick an, im Gegensatz zu Hautfarben, aber ich weiß sehr wohl, wie sich Diskriminierung aufgrund von gruppenbezogenen Merkmalen anfühlt. Abwertende Blicke und beleidigende Kommentare kenne ich genauso, wie das Problem weniger Chancen zu bekommen als Mitglieder der sognannten „Mehrheitsgesellschaft“.
Darüber wie Frauen aufgrund ihres Geschlechts behandelt werden, kann ich auch eine Menge erzählen. Nämlich nicht auf Augenhöhe mit den Männern, eine Frau muss nach wie vor mehr leisten als ein Mann, um das gleiche Maß an Anerkennung zu erhalten. Uns wird nach wie vor weniger Kompetenz zu gesprochen und unsere Leistung wird geringer bewertet.
Wenn wir über Vielfalt reden, dann müssen wir natürlich auch über Inklusion reden. Aber auch hier dürfen wir uns nicht auf einen Aspekt beschränken. Ich behaupte bei der Inklusion denken die allermeisten zuerst an die Inklusion von Menschen, die gehbeeinträchtigt oder sinnesbeeinträchtigt sind. Ob danach weitergedacht wird, das ist für mich eine wichtige Frage. Wer denkt bei Inklusion an Legastheniker*innen? Ich wähle dieses Beispiel, weil ich selbst Legasthenikerin bin und ohne Rechtschreib-Programme und Korrekturlesen durch meine Frau, könnte ich hier wahrscheinlich nicht einen fehlerfreien Satz abliefern. Unsere Barrieren sind keine Treppenstufen, sondern Texte und Worte. Außerdem gibt es noch weitere Menschen im neurodivergenten Spektrum, z.B. Autist*innen, Menschen mit AHDS/ADS, Menschen mit Tourette und viele weitere. Ich möchte gar nicht behaupten, dass ich an alle gedacht habe, das wäre vermessen. Aber genau das ist es, bei Inklusion ist die Vielfalt zentral. Ich behaupte sogar, es ist gar nicht möglich zu sagen, ich habe alles mitgedacht.
Genau das ist es, was wir uns immer bewusst machen müssen, wir werden wahrscheinlich niemals die komplette Vielfalt abbilden können, trotzdem sollten wir daran als Vision für die Zukunft festhalten. Jedenfalls habe ich vor daran zu arbeiten, auch wenn es ganz bestimmt nicht leicht ist. Aber ich habe schon so einige schwere Aufgaben in meinem Leben meistern müssen, darin habe ich also einige Erfahrung und eine muss ja den ersten Schritt machen, in der Hoffnung, dass andere dann folgen.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich bei dieser großartigen Sache mitmachen könnte.
Mit vielen flauschigen Grüßen,
Phoebe
Geboren: 1979, Neumünster
KV Neumünster
LAG Queer Mitglied
- Gender:
- Weiblich
- Kreisverband:
- Neumünster